Juden in der Ukraine

Or Jeschua Juni 2022

Blütezeit und Verfolgung

Die Wurzeln der jüdischen Population in der Ukraine reichen weit zurück: So befand sich zum Beispiel ein Großteil des Ansiedlungsrayon für die jüdische Bevölkerung im Zarenreich auf heutigem ukrainischen Gebiet. Die Welt des jüdischen „Schtetls“ brachte unter anderem das chassidische Judentum, gegründet vom Baal Schem Tov, und den von dessen Enkelsohn Rabbi Nachman von Brazlaw gegründeten Brazlawer Chassidismus hervor. Diese Gebiet war auch die Hochburg der jiddischen Sprache und der blühenden osteuropäischen jüdischen Kultur.
Gleichzeitig war die Ukraine leider auch Ort der Verfolgung des jüdischen Volkes. Ende des 19. Jahrhunderts erlitten die ukrainischen Juden antijüdische Pogrome und während des Holocausts wurden mehr als 1 Millionen Juden unter den Nazis und ihren Kollaborateuren ermordet. Auch die Zeit der Sowjetunion war von antisemitischen bzw. antizionistischen Einflüssen geprägt. So entwickelten ukrainische Juden eine starke jüdische Identität, welche sich aber vor allem auf Zugehörigkeit und gemeinsames Schicksal anstelle einer gemeinsamen religiösen Ausübung gründeten.

Auswanderung und Judentum heute

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wanderten mehrere Hunderttausend Juden nach Israel, Amerika und Deutschland aus. Nur etwa 100.000 vorwiegend ältere Juden entschieden sich in der Ukraine zu bleiben. Die Schätzungen, wieviele Juden aktuell in der Ukraine leben, reichen bis zu 400.000 und werden sich vermutlich durch die aktuelle politische Lage wiederum verändert haben.
Die größten jüdischen Populationen befinden sich heutzutage in den größten Städten der Ukraine, in Kiew, Dnipro, Odessa und Charkiw. Dort zeugen zahlreiche Synagogen, koschere Restaurants, jüdische Bildungseinrichtungen und Museen von florierendem jüdischen Leben. Auch in kleineren Städten und vereinzelt auf dem Land leben ukrainische Juden.

Als Wiege der chassidischen Bewegung befinden sich in der Ukraine auch einige Grabstätten berühmter Rabbiner, welche beliebte Wallfahrtsorte für chassidische Juden aus aller Welt sind. Insbesondere ist hier die Stadt Uman zu nennen, welche jährlich zum jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana von zehntausenden Anhängern der Brazlawer-Gruppierung besucht wird. Rabbi Nachman von Brazlaw, wurde in Uman bestattet und seine Nachfolger ordneten an, dass ausschließlich an diesem Ort Rosch Haschana gefeiert werden solle. Die religiösen Pilger erhoffen sich vom Gebet an der Grabstätte auch Wunderheilungen oder die Erfüllung ihrer Wünsche.

Messianische Juden

Seit 1989 unterstützt Beit Sar Shalom den Aufbau messianischer Gemeinden in Kiew und anderen Städten in der Ukraine. Heute gibt es mindestens 50 messianische Gemeinden mit tausenden von Mitgliedern über das ganze Land verteilt, welche sich durch ein aktives Gemeindeleben und eine starke Vernetzung untereinander auszeichnen. Die größte messianische Gemeinde (der Welt), der sich mehr als 2000 Menschen zugehörig fühlen, befindet sich in Kiew. In Odessa befindet sich zudem eine jüdisch-messianische Bibelschule.
Beit Sar Shalom betreut mehr als 20 Gemeinden in der Ukraine und ist freundschaftlich mit mehreren weiteren messianischen Gemeinden dort verbunden. Das ermöglichte uns in der aktuellen Krisensituation effektiv geistliche und finanzielle Unterstützung zu leisten, sowie zahlreiche Unterkünfte für geflüchtete Geschwister in Deutschland ausfindig zu machen.

Mehr über das jüdische Erbe der Ukraine finden Sie unter
www.beitsarshalom.org/judentum-ukraine

Quellen:

https://yivoencyclopedia.org/article.aspx/Ukraine

Ukraine

Who are the Jews of Ukraine?